Im Jahr 2019 führte Shopware die Software Shopware 6 ein. Dabei handelte es sich nicht nur um ein umfangreiches Update des Vorgängers Shopware 5, sondern um einen kompletten Neuaufbau der Plattform. Inzwischen hat Shopware das Ende des Supports für Shopware 5 angekündigt. Shopware 5 wird ab 2024 nicht mehr unterstützt. Alle Nutzer*innen sollten bis dahin auf eine neue Shop-Software umsteigen, da dann keine Fehlerbehebungen und Sicherheitsupdates mehr angeboten werden.

Es ist das Ende einer Ära. Aber warum hat der Software-Hersteller eine völlig neue Plattform entwickelt und nicht auf ein Update mit umfangreichen Erweiterungen gesetzt? Und warum erreichen Altsysteme eines Tages das Ende ihrer Lebensdauer? In diesem Artikel finden wir Antworten auf diese Fragen und vergleichen mögliche Alternativen zu Shopware 6.

Shopware 5 ist nicht das erste eCommerce-System, das dem Ende bevorsteht

Im Zuge des technologischen Fortschritts müssen Plattform-Anbieter von Zeit zu Zeit ihre veralteten Softwarelösungen ausmustern. So zum Beispiel Interspire: Die Software wurde von den Entwickler*innen ursprünglich als selbst gehostete eCommerce-Software gebaut. Das Unternehmen erkannte jedoch, dass der Support vieler verschiedener Hosting-Plattformen nicht mehr tragbar war. Daraufhin wurde die Plattform umgestaltet und als BigCommerce, ein in der Cloud gehostetes SaaS, wieder eingeführt. Eine neue Software-Architektur ist ein häufiger Grund, warum Kund*innenen gezwungen sind, auf eine neue Version zu migrieren. Doch in manchen Fällen lohnt sich dieser Aufwand gar nicht erst. So hat beispielsweise Websphere angekündigt, dass es keine Version 10 geben wird, da die für eine Modernisierung erforderlichen Änderungen zu komplex wären.

Die Beerdigung: Das Shopware 5 Support-Ende

Während Headless-Commerce-Lösungen auf kontinuierliche Updates und Erweiterungen ausgelegt sind, können herkömmliche Software-Architekturen nur bis zu einem bestimmten Punkt aktualisiert werden. Wenn eine größere Änderung erforderlich ist, müssen Entwickler*innen den Code neu schreiben und oft auch eine neue Architektur bauen. Das bedeutet, dass eine völlig neue Version veröffentlicht werden muss – genau wie im Falle von Shopware 5.

Warum haben Altsysteme ein Verfallsdatum?

Sobald ein Provider eine neue Software-Version auf den Markt bringt, muss das Unternehmen sowohl für die alte als auch für die neue Version Customer Support, Bugfixes, Updates für die Sicherheit der Software, Patches und vieles mehr bereitstellen. Früher oder später verursacht die Pflege der älteren Version einen unverhältnismäßig großen Aufwand. Dahinter stecken zahlreiche Gründe:

  • Die Altversion entspricht aufgrund von technologischen Weiterentwicklungen nicht mehr den Anforderungen der Shopbetreiber*innen.
  • Möglicherweise gibt es nicht genug Benutzer*innen der alten Software, um die Kosten und den Aufwand zur Instandhaltung zu rechtfertigen.
  • Im Laufe der Zeit werden Patches und Fehlerbehebungen für das Altsystem immer zeitaufwändiger.
  • Die ältere Version kann mit den modernen Sicherheitsstandards irgendwann nicht mehr mithalten.

Warum ist Shopware 5 veraltet?

Zum Zeitpunkt seiner Veröffentlichung war Shopware 5 ein hervorragendes Shopsystem. Es eignete sich vor allem für mittelständische Unternehmen, die auf der Suche nach einem einfach aufzusetzendem eCommerce-System waren, um schnell ihren Shop einzurichten. Damit deckte Shopware 5 eine wichtige Nische ab.

Shopware 5 basiert jedoch auf einer monolithischen Architektur. Zum Zeitpunkt des Launches war das kein Problem – doch nun weist die fortschreitende Technik die Software in ihre Schranken:

  • Shopware 5 erschwert Shopbetreiber*innen die Anpassung von Funktionen, da diese über Shopware-Plugins und nicht APIs geschieht.
  • Die Software ist im Kern nicht Headless, was es Unternehmen schwierig macht, verschiedene Storefronts nach Bedarf flexibel einzurichten.
  • Der Software mangelt es an Modularität – so kann sie mit den neuesten Trends auf dem eCommerce-Markt nicht mehr länger mithalten.

Shopware 5 auch weiterhin nutzen: Ist das eine langfristige Lösung?

In den nächsten ein bis zwei Jahren könnten einige Unternehmen damit liebäugeln, Shopware 5 weiterzunutzen. Wenn du keine Headless-Architektur benötigst und nicht auf eine schnelle Skalierung angewiesen bist, kannst du vorerst auf einen Wechsel verzichten. In der Zwischenzeit kannst du in Ruhe abwägen, welches System am besten zu deinem Online-Shop passt. Aber abgesehen von der flexiblen Headless-Architektur gibt es noch einige weitere Verbesserungen, auf die Nutzer*innen von Shopware 5 dann erstmal verzichten müssten.

  • Automatische Erstellung von Regeln für Preise und Versand
  • Verbesserte Preisberechnung und Steuerbearbeitung
  • Zusätzliche Einstellungen für die Bestellabwicklung
  • Katalog-Funktion
  • Mobile Anpassungen
  • Responsive “Worlds of Experience” ersetzen nicht-responsive “Shopping Worlds”

Das Festhalten an Shopware 5 sollte für Shopbetreiber, wenn überhaupt, nur eine Zwischenlösung sein. Um auch künftig mit einem sicheren System zu arbeiten, sollten nach und nach alle Unternehmen auf ein neues Shopsystem migrieren.

Shopware 6: Lohnt sich der Wechsel?

Für derzeitige Shopware-5-Benutzer*innen mag der Wechsel zu Shopware 6 wie die einfachste Option wirken. Aber ist die Nutzung der Neu-Version auch die beste Wahl?

Shopware 6 enthält eine Vielzahl neuer Funktionen und Erweiterungen, die das System in eine neue Ära des Headless-Digital-Commerce führen. Dafür musste die Kernsoftware jedoch so stark aktualisiert werden, dass Benutzer, die auf Version 6 migrieren, mit einer Art Replatforming-Projekt konfrontiert werden.

Dieser Umstand wirft eine wichtige Frage auf: Wenn du dir die Mühe eines Replatforming machst, ist es dann wirklich die beste Wahl, bei Shopware zu bleiben? Oder gibt es andere Optionen, die für deinen Online-Shop zukunftsweisend sein könnten?

Mögliche Alternativen zu Shopware: Welche eCommerce-Software passt am besten zu deinem Unternehmen?

Eine größere Migration ist ein guter Zeitpunkt, die Bedürfnisse deines Unternehmens neu zu bewerten. Vielleicht ist nun der richtige Moment gekommen, um sich von einer relativ unflexiblen monolithischen Software (die in Zukunft wahrscheinlich weitere Aktualisierungen und Migrationen benötigen wird) zu lösen und zu einem composable System zu wechseln. Oder du entscheidest, dass möglicherweise eine All-in-One-Suite für dein Unternehmen von Vorteil ist.

Um sich darüber klar zu werden, solltest du die aktuellen und künftigen Anforderungen deines Unternehmens prüfen und sicherstellen, dass die neue Plattform alle deine Anforderungen erfüllt. Wie viele individuelle Anpassungen sind erforderlich? Gibt es Funktionen und Erweiterungen, auf die du in deinem Shop nicht verzichten kannst? Wie soll sich dein Unternehmen in Zukunft entwickeln? Wenn du dich jetzt für die richtige Plattform entscheidest, ersparst du dir in Zukunft viel Arbeit.

Ein Blick auf die Wettbewerber: Adobe Commerce und Shopify

Eine mögliche Alternative zu Shopware 6 ist der Wechsel zu Adobe Commerce (früher Magento). Dieses System passt vor allem zu größeren Unternehmen mit komplexeren Anforderungen. Es ist individualisierbar und bietet viele Funktionen. Einige Expert*innen fragen sich jedoch, wie lange Adobe dieses System noch unterstützen wird. Obwohl es in gewissem Umfang modernisiert wurde, handelt es sich immer noch um eine monolithische Lösung, der es an Modularität, Flexibilität und einer echten Headless-Architektur mangelt. Die Tatsache, dass viele andere große monolithische Altsysteme kurz vor der Ausmusterung stehen, könnte gegen einen Wechsel zu Adobe Commerce sprechen.

Shopify ist eine weitere beliebte eCommerce-Plattform. Die Standardversion bietet gerade für solche Shopbetreiber*innen viele Vorteile, die vor allem Wert auf Benutzerfreundlichkeit legen und wenig Individualisierbarkeit brauchen. Die Standardversion von Shopify ist eine All-in-One-Suite, bei der du mithilfe von Plugins zusätzliche Funktionen hinzufügen kannst. Zwar ist kein benutzerdefiniertes Coding möglich, aber für kleinere Unternehmen mit Standardanwendungen könnte Shopify der ideale Partner sein.

Wechsel zu einer modernen Headless-Lösung

Moderne eCommerce-Lösungen sind so konzipiert, dass sie von Grund auf flexibel gestaltbar sind. Das beinhaltet vor allem Modularität in Verbindung mit einer Headless, API-first, Cloud-Native-Architektur. Inzwischen gibt es einige dieser modernen Commerce-Solutions auf dem Markt, dazu gehören beispielsweise Spryker, commercetools – und auch SCAYLE. Lösungen dieser potenziellen Partner mögen für kleine Unternehmen zu umfassend sein, aber für große eCommerce-Unternehmen bieten sie sowohl im Jetzt als auch in der Zukunft ein hohes Maß an Flexibilität und Zuverlässigkeit. Falls du dich für diese jüngere Generation von Shop-Systemen interessierst, hängt die Entscheidung für oder gegen eine Migration ganz von deinen Bedürfnissen und der Frage ab, wie komplex oder schlank die Commerce-Plattform für deine Shops sein soll.

API and Headless sind wegweisend für die Zukunft des eCommerce

Das Ende von Shopware 5 unterstreicht, wie wichtig API-first und Headless-Architekturen in der heutigen eCommerce-Landschaft sind. Eine Software, die den modernen Anforderungen nicht gerecht wird, neigt sich eines Tages dem Ende zu. Der Support-Stopp für Shopware 5 könnte für viele Shopbetreiber*innen ein Anlass sein, auf eine Headless, API-basierte und dadurch zukunftssichere Architektur zu wechseln.

Eines ist sicher: Unabhängig davon, ob du dich für Shopware 6, einen ähnlichen Konkurrenten oder ein Headless-eCommerce-System entscheidest: für dein Shopsystem öffnen sich durch einen Wechsel neue Möglichkeiten, von denen dein Unternehmen langfristig profitiert.